Rede anlässlich der Verleihung des Würdigungspreises der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Juni 2000

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Vor zwei Tagen, am 16. Mai 2020, hielt Bundespräsident Van der Bellen eine Rede, die auch die momentane Lage der KünstlerInnen und Kulturschaffende berücksichtigte: […] „Mir ist es daher wichtig, die Kunst und Kultur als Wert an sich zu betonen – und auch als Wert für uns, für das Publikum. […]“ Auszug der Rede des BP

Seine Worte berührten mich in dieser augenblicklich schwierigen Situation; und erinnerten mich an eine Rede, die ich im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Juni 2000 hielt

Die Vorgeschichte: vor zwanzig Jahren erhielt ich für mein mit Auszeichnung beschlossenes Studium Klavier Konzertfach (Jänner 2000) unter anderem den Würdigungspreis des damaligen Bundesministeriums für Bildung Wissenschaft und Kultur, verliehen von der damaligen Bundesministerin Elisabeth Gehrer im Rahmen einer Feier für sämtliche WürdigungspreisträgerInnen der Kunstuniversitäten des Studienjahres im Juni 2000.  Ich machte mir damals auch gewisse Sorgen um die Zukunft der Kunst und Kultur.

Pianist und o. Prof. Heinz Medjimorec, damals Institutsvorstand des Instituts 4 (Tasteninstrumente/Podium), inzwischen emeritiert, hatte mich vorab gefragt, ob ich im Namen aller PreisträgerInnen der Kunstuniversitäten im Rahmen der Verleihung die Dankesrede halten wollte. Ich fühlte mich sehr geehrt, für die MDW und alle übrigen PreisträgerInnen zu sprechen, überlegte dennoch ein wenig (politische Situation), sagte dann zu. Es war damals eine große Veranstaltung, an der viele PreisträgerInnen zusammenkamen, auch zwei meiner Klavier-Studienkollegen und inzwischen geschätzten Kollegen an der MDW waren dabei und wurden ebenfalls mit dem Preis gewürdigt: Christoph Eggner und Albert Sassmann.

Ich bringe hier den Text genauso, wie ich die Rede damals im Juni 2000, vor zwanzig Jahren, hielt (im Anschluss auch nochmals abgetippt), auch mit den ad hoc Ergänzungen, die ich als Reaktion auf die Vorrede der Bundesministerin während ihrer Rede einarbeitete (Bundesministerin Gehrer richtete in ihrer Würdigung der Preisträgerinnen und Preisträger den Fokus großteils darauf, dass die Kunst und Kultur für Österreich sehr wertvoll sei, weil sie den Wirtschaftsstandort Österreich und die unterschiedlichen Wirtschaftsregionen innerhalb des Landes aufwerte und deshalb eine große Bedeutung habe.):

 

„Verehrte Frau Bundesministerin, verehrte Rektoren und Rektorenstellvertreter der Kunstuniversitäten, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich wurde mit der verantwortungsvollen Aufgabe betraut, mich im Namen aller für die an uns verliehenen Würdigungspreise zu bedanken.

Jeder einzelne von uns wurde von einem Fachgremium für die jeweilige Leistung, die wir im Rahmen unserer Abschlussprüfungen oder  -arbeiten erbracht haben, ausgezeichnet.

Ich sehe es als eine schöne Geste dieses Bundesministeriums an, unsere Leistungen überdies mit einem Würdigungspreis zu bedenken. Diese Geste zeigt nämlich, daß man uns Kunstuniversitätsabsolventen Aufmerksamkeit entgegenbringt und uns unterstützen will.

Jeder von uns hat sich vor Jahren für eine künstlerische Richtung entschieden, oder ist einem inneren Ruf gefolgt, in meinem Fall war’s die Musik und das Klavier. Und wir haben uns in der Folge unserer jeweiligen Kunst in einem Ausmaß gewidmet, das uns jetzt zu wirklichen Könnern in unseren Fächern werden ließ. Wenn wir ausgezeichnet wurden und heute gewürdigt werden, zeigt das, daß unsere Arbeit Beachtung findet. So denke ich verdienen auch diejenigen Dank von uns, die uns während unseres Studiums unterstützt, uns vielleicht auch geleitet und vor allem den Glauben an uns gehabt haben, daß wir große Leistungen erbringen können.

Wir alle haben eine gewisse Verantwortung übernommen, ein kreatives Potential auszuschöpfen, das für andere erkenntnisreich, amüsant, bildend, unterhaltsam und vielleicht auch nichtssagenden sein kann, aber damit werden wir bisweilen auch leben müssen; wir haben eine Verantwortung übernommen, ganz einfach zu sagen, zu spielen oder zu bilden, was wir sagen, spielen oder bilden wollen, weil es uns ein Anliegen ist; und das müssen wir in der höchsten Qualität tun, zu der wir in der Lage sind.

Ich möchte an dieser Stelle auch etwas ansprechen, was bisher noch nicht zur Sprache gekommen ist;

ich bin dankbar für die hervorragende Ausbildung, die mir hier in Wien zuteil geworden ist, und für die Möglichkeit eines Auslandsstudiums, das ich im Rahmen des Ersamusprogrammes absolvieren konnte.

Ich hoffe, daß darauf geachtet wird, daß sich in Zukunft an den Konditionen und Chancen dieser Ausbildung in unseren Bereichen im Rahmen diverser Reformen nichts zum Nachteil  der Studierenden entwickelt. Denn den Nachkommenden wünsche ich zumindest dieselben Möglichkeiten und Aussichten wenn nicht mehr….

Damit die Musiklandschaft und generell die Kulturlandschaft in Österreich eine hohe Qualität aufweisen kann, brauchen wir nicht nur hervorragende Musiker und Künstler im Allgemeinen – und Talente gibt es mit Sicherheit mehr als genug -, sondern auch ein offenes und unvoreingenommenes Publikum, das an der Musik und an der bildenden Kultur und darstellenden Kunst generell interessiert ist, das das Kulturgeschehen aufmerksam verfolgt und sich auch vor kritischer Auseinandersetzung damit nicht scheut. Ein solches Publikumsinteresse wünsche ich allen hier anwesenden Künstlern und Österreich.

Wir haben gerade unser Studium beendet, somit liegt noch so viel mehr vor uns, wir haben eine Station in unserem Werdegang erfolgreich absolviert, aber wir werden auch weiterhin in einem fort unser Können unter Beweis stellen müssen.

[hier sind handschriftliche Notizen eingefügt; sie beinhalten eine ad hoc Reaktion auf die vorhergehende Rede der Bundesministerin wie folgt, kursiv]

Ergänzend möchte ich zur Rede der Frau Bundesministerin hinzufügen: die Kunst hat einen Wert an sich, gänzlich unabhängig davon, ob sie einen Wirtschaftsstandort repräsentativer macht  oder nicht. Die Kunst steht für sich, als etwas Schönes, etwas Notwendiges und vieles mehr.  Die Kunst ist deshalb enorm wichtig für das Land, das Land profitiert von der Kunst.  Es liegt an uns, diesen Wert zu vertreten und zu vermitteln.

Ich danke im Namen aller für diesen Würdigungspreis, denn ich wünsche mir, daß er ein Zeichen dafür ist, daß man auch weiterhin von dieser Seite mit Aufmerksamkeit und Anteilnahme verfolgen wird, was wir machen, in uns Vertrauen setzen und nicht nur an uns, sondern vor allem uns und unserer Kunst glauben wird.

Vielen Dank.“

© Gerda Struhal, Juni 2000

 

Die handschriftliche Notizen im Manuskript waren Grundlage für jene Ad Hoc Stellungnahme zur vorangehenden Rede der Bundesministerin Gehrer :

Stichworte:

„-> Kunst ist wichtig, abgesehen von Entwicklung eines [?] Verständnis [ich schrieb auf den Knien, sehr schnell bei der Rede der Bundesministerin mit, auch für mich ist dieses Wort heute, 20 Jahre später, unleserlich ;-)]

-> von allem abkoppeln-> ohne Abhängigkeit-> Kunst ist was Schönes, was Notwendiges, etc,…

x Lernerfolg steigern

wirtschaftlicher Standort repräsentativer – unabhängig für sich stehend- Wert – es liegt an uns diesen Wert zu vertreten und zu vermitteln“